In der Debatte um soziale Inklusion spielt der Umgang mit Vielfalt eine zentrale Rolle. In inklusiven oder zumindest inklusionsorientierten Settings werden marginalisierte Randgruppen von vornherein mitgedacht, die Struktur wird den individuellen Bedürfnissen angepasst. In der Praxis k?nnen inklusionsorientierte Ans?tze über partizipative Zug?nge geschaffen werden. Der Aspekt der dialogischen Begegnung kann dabei eine wichtige Grundlage bilden.
Wie kann der Umgang mit Vielfalt im Rahmen der Lehre an der mg老虎机游戏_水果老虎机游戏下载 gelingen und welche praktischen Umsetzungsm?glichkeiten sind dabei denkbar? Diese Fragen stellten sich Skadi Konietzka und Prof. Frederik Poppe (beide SMK), als sie einen Workshop für heterogene Zielgruppen konzipierten
Zwei separate ?bungen bildeten die Basis dieses partizipativen Projekts:
1. Inklusionsorientierung im Bereich Kunst und Kultur (Gruppe1)
Die interdisziplin?re Veranstaltung unter der Leitung von Prof. Frederik Poppe vermittelte inklusionsorientierte Zug?nge zum Thema Kunst und Kultur. Dabei rezipierten Studierende vor allem Kunstwerke, die von bildenden Künstler*innen mit Behinderung geschaffen wurden und setzten sich auch mit Rahmenbedingungen, Finanzierungsm?glichkeiten sowie innovativen M?glichkeiten auseinander, den Zugang zu kulturellen Aktivit?ten für Menschen mit Behinderung zu verbessern.
Der Einsatz von Simulationsmaterialien und assistiven Hilfsmitteln erm?glichte dabei einen Perspektivwechsel: Studierende lernten den Umgang mit Alterssimulationsanzügen, Rollstühlen und Dunkelbrillen und setzten diese auch bei praktischen ?bungen ein. So wurde z. B. eine Rezeptionssituation geschaffen, bei der die H?lfte der Gruppe durch den Einsatz von Dunkelbrillen nicht sehen konnte. Der Zugang zu Skulpturen wurde durch Ertasten erm?glicht, Bilder wurden von den sehenden Teilnehmenden beschrieben.
2. Biografisch-partizipative Theaterarbeit: Theatrales Mischpult (Gruppe 2)
Die Methode des Theatralen Mischpults war Ausgangspunkt für die Erkundung partizipativer Spielweisen im Bereich der Theaterp?dagogik unter der Leitung von Skadi Konietzka. Grundlage bildete das Konzept zum biografisch-partizipativen Theater von Maike Plath. Nach dem Prinzip ?open knowledge“ durch Fragmentarisierung wurde Theater-Fachwissen in kleinstm?gliche Einheiten zerlegt und damit transparent zur Verfügung gestellt. Den Studierenden er?ffneten sich dadurch
vielf?ltige Lern- und Gestaltungsm?glichkeiten. Darüber hinaus ermutigte diese Arbeitsweise die Studierenden zu einer künstlerischen und kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Lebenswelt. Die Biografien der Mitwirkenden bekamen Raum, Ausdruck und Relevanz. Sowohl Zuschauende als auch Gestaltende wurden zu Teilhabenden im Sinne einer Begegnung bei der alle Lehrende und gleichzeitig auch Lernende sind. Aspekte der demokratischen Führung sowie von Feedbackverfahren rahmten den Arbeitsprozess. Neben Einheiten des intensiven praktischen Erprobens der methodischen Basics standen einzelne Theorieimpulse, welche die M?glichkeit zur Reflexion, Diskussion und Einordnung des neu erkundeten kreativen Materials gaben.In einem n?chsten Schritt besuchten die bislang voneinander getrennten Gruppen eine Doppelsitzung der jeweils anderen Gruppe. Techniken, Methoden und konzeptionelle Grundlagen des theatralen Mischpults wurden der Gruppe 1 vermittelt, w?hrend sich die Gruppe 2 mit wichtigen ,Grundbegriffen zum Thema Inklusion vertraut machte und die Simulationsmaterialien erproben konnte.
Im Anschluss konzipierten Dozierende und Studierende gemeinsam einen Workshop, der an einem Blocktag stattfand. Hierzu wurden interessierte G?ste der Stiftung Samariterherberge eingeladen. Sieben Mitarbeitende der Werkst?tte für behinderte Menschen (WfbM) Merseburg nahmen gemeinsam mit 25 Studierenden an diesem Projekt teil. Es entstand eine heterogene Gruppe von Menschen mit und ohne Behinderung, unterschiedlichen Alters sowie mit und ohne
Migrationshintergrund.
Der Workshoptag begann mit einem Warm up um K?rper und Geist zu aktivieren und einen ersten Impuls ins gemeinsame Arbeiten zu geben. Es folgte eine ?bung, die die insgesamt 32 Teilnehmenden in drei Kleingruppen teilte – jeweils parit?tisch mit Studierenden der Gruppe 1 und 2 sowie mit G?sten der WfbM. Dieses Format bot die M?glichkeit, sich in einem kleineren Rahmen vorzustellen und bekannt zu machen. Die Kleingruppen blieben im Laufe des Tages zusammen und bildeten eine Arbeitsgruppe. Die folgende Phase konzentrierte sich auf die Arbeit mit dem theatralen Mischpult. In einem rotierenden System war jede*r Teilnehmende einmal Akteur*in auf der Bühne, Theater-DJ mit Regiefunktion und Beobachtende*r. Auch an diesem Workshoptag gab es die M?glichkeit, einen Rollstuhl und einen Alterssimulationsanzug zu nutzen. Dies wurde sowohl von den Studierenden als auch von den Mitarbeitenden der WfbM genutzt. Der gesamte Prozess wurde von den Studierenden intensiv angeleitet und moderiert.
Alle Teilnehmenden organisierten ein gemeinsames Mittagessen nach dem Potluck Prinzip: Jede*r Teilnehmende stellte einen Beitrag an Speisen und Getr?nken fürs gemeinschaftliche Buffet zur Verfügung. Somit entstand eine ?u?erst vielf?ltige Tafel, und es gab zus?tzlich die Chance, in einem informellen Rahmen ins Gespr?ch zu kommen.
Im Zusammenspiel der beiden Seminargruppen, die jeweils unterschiedliche Vorerfahrungen und Fertigkeiten mit in den Workshop einbrachten, sowie der G?ste der WfbM Merseburg, stellte sich schnell heraus, dass die Teilnehmenden wechselseitig voneinander profitieren k?nnen. So wurden z. B. neue theatrale Impulse gesetzt, da einige Teilnehmende das Spektrum der kommunikativen Ebenen intuitiv um improvisierte Impulse erweiterten. Die Gruppe 2 sorgte dafür, dass die künstlerischen Methoden und das Konzept des theatralen Mischpults umgesetzt wurden, die Gruppe 1 stellte den korrekten Einsatz von Simulationsmaterialien und eine punktuelle behinderungsspezifische Unterstützung sicher.
Mit diesem Projekt konnte ein Beitrag zu inklusionsorientierter Kultursozialarbeit geleistet werden.
Die konstruktiv-kritischen Reflexionen werden derzeit evaluiert, um das Konzept für künftige Umsetzungen weiterzuentwickeln.