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Bom dia, tudo bem? – Auslandsjahr in Brasilien (Teil 2)

28.12.2018, Wirtschaftswissenschaften und Informationswissenschaften Auslandsaufenthalte Projektmanagement Betriebswirtschaft Betriebswirtschaft (berufsbegleitend)

René Marzinzik berichtet uns in Teil 2 seiner Auslandsjahr-Story über die Hürden der Praktikumssuche, die Erfahrungen aus seinem Praktikum und er schildert sein pers?nliches Fazit des Jahres in Brasilien.

Wieso sich René für zwei Auslandssemester in der Sonne Brasiliens entschied und wie es sich im Winter in Florianópolis so studieren und leben l?sst, hat er uns im Teil 1 seines Beitrages erz?hlt. Hier gehts zum Beitrag.

 

Nach zwei Wochen Erholung in Deutschland ging es pünktlich zur Weiberfastnacht wieder zurück nach Rio de Janeiro, um dort den brasilianischen Karneval zu erleben.

Die Praktikumssuche vor Ort gestaltete sich etwas schwierig, da mein Hauptaugenmerk zu Beginn der Suche nur auf deutschen Unternehmen lag. Jedoch musste ich schnell feststellen, dass viele Unternehmen mit so einer Praktikumsanfrage überfordert waren, da das System ein anderes ist als in Deutschland und meine portugiesisch Kenntnisse dafür auch noch nicht genügten. Anfang Dezember hatte ich dann endlich ein Vorstellungsgespr?ch, an welches ich durch einige glückliche Umst?nde gelangte. Und kurze Zeit sp?ter hatte ich einen Praktikumsplatz!

 

Mein Praktikum.

Mein Praktikumsunternehmen war die WEG S.A., ein brasilianischer, multinationaler Konzern der unter anderem Elektromotoren, Farben, Solarpanels und Windr?der produziert. Ich war in der Abteilung Tax und Corporate Legal Controlling besch?ftigt. In dem Bereich laufen alle administrativen und steuerlichen Belange der weltweit über 40 Tochterunternehmen zusammen. Zu Beginn war ich ziemlich skeptisch, ob dieser Bereich was für mich sein k?nnte, da mein Plan war, den ganzen Tag mit Zahlen zu jonglieren, doch am Ende h?tte ich in keiner anderen Abteilung so viel über WEG lernen k?nnen.

Es landeten Gesellschafterprotokolle, Angebote externer Wirtschaftsprüfer, Steuerberichte und Vertr?ge auf meinem Schreibtisch, die geprüft und aufbereitet werden mussten. Darüber hinaus bekam ich kleinere theoretische Projekte, beispielsweise wie Quellensteuern eingespart werden k?nnen. Des ?fteren war ich auch als ?bersetzer gefragt, da zwei wichtige T?chter in ?sterreich ans?ssig sind und es auch fünf WEG-Ableger in Deutschland gibt. Das Highlight des Arbeitstages war aber zweifelsohne das Mittagsbuffet, was nur 1,63 Reais, also 41 Cent gekostet hat.

 

Leben und Alltag.

Auch abseits des Arbeitsplatzes habe ich in Jaraguá do Sul, einem ?kleinen“ ca. 175.000 Einwohner St?dtchen, viele neue Erfahrungen machen dürfen. Zum einen gab es den Trucker Streik Ende Mai, der das Land nahezu lahmgelegt hat. Die Lebensmittel in den Superm?rkten wurden rationiert, frische Ware gab es gar nicht und auch Benzin gab es keines mehr.

Zum anderen habe ich den brasilianischen Winter erlebt. Dass es kalt werden kann, wusste ich, jedoch habe ich nicht damit gerechnet, dass die Temperaturen in den einstelligen Bereich sinken k?nnen. Anders als in Deutschland sind die meisten H?user nicht ged?mmt und auch Heizungen gibt es nicht. Es war also vollkommen normal mit Jacke, Handschuhen, Schal und Mütze im Büro oder auf der Couch zu sitzen. Auch die Freude über einen deutschen Gringo hat mich sehr verblüfft. Man war ungewollt relativ schnell bekannt, was vielleicht auch nicht zuletzt daran lag, dass Jaraguá und die angrenzenden St?dte Ziel vieler deutscher Einwanderer war. Noch heute wird an deutschen Traditionen, wie dem Osterbaum, dem Oktober- und Schützenfest oder dem Stammtisch festgehalten.

 

Mein Fazit.

Mittlerweile hat mich allerdings der Alltag in Merseburg wieder. Rückblickend betrachtet war es eine meiner besten Entscheidungen, für 13 Monate nach Brasilien zu gehen. Ich kann jeden nur dazu ermutigen so ein Semester einzulegen, der ernsthaft mit solch einem Gedanken spielt. Es muss ja nicht Brasilien sein und auch nicht gleich ein ganzes Jahr – aber nehmt diese Chance unbedingt wahr!

Die Erfahrungen, die Erinnerungen und die pers?nliche Entwicklung kann mir keiner mehr nehmen. Ich würde zwar nicht alles wieder genau so machen, aber doch sehr Vieles.

Und w?hrend ich bei 4 Grad in Deutschland sitze, bekomme ich Fernweh nach dem brasilianischen Sommer …

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